Pressetext

MÜHLENWEGMUSEUM Allensbach

Großer Bahnhof für Fritz Mühlenweg

Vor nunmehr sechs Jahren war es soweit: nach rund zwei Jahren Vorbereitung wurde das MÜHLENWEGMUSEUM Allensbach, eine literarische Ausstellung für den Schriftsteller und Maler Fritz Mühlenweg, in den oberen Räumen des Bahnhofs eröffnet. Ein idealer Ausstellungsort, denn von diesem Bahnhof aus startete Mühlenweg ab 1951 als Bestsellerautor zu Lesereisen durch Deutschland, die Schweiz und Österreich.

Im Fokus stehen Leben, künstlerische Produktivität und Wirkung eines Mannes, über den es im Ein- gang der Dauerausstellung heißt: Fritz Mühlenweg (1898–1961), Drogist, Abenteurer, Maler, Schriftsteller und Mittler der Mongolei.

Besonders hervorgehoben werden die kulturvermittelnden Leistungen, die Fritz Mühlenweg nach der Ostasien-Expedition mit Sven Hedin entwickelte. Er begann sie in den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts, inmitten einer sehr schwierigen Zeit und war mit seiner Botschaft der Achtsamkeit und des Respekts auch in den 50er-Jahren seiner Zeit noch voraus.

Mühlenweg wurde mit seinen Büchern vor allem im Jahrzehnt nach 1946 zu einem viel begehrten Autor. Es geht im Allensbacher Museum aber um weit mehr. Zum Thema werden hier auch die Lebenskonstellationen, die zu seinem Werk gehören: Der Schulabbrecher, der zum wilden Leser wurde und der seine Bücher ohne Kontakt zur Literaturszene schrieb. Der körperliche Draufgänger, dem die Sportvereine für die erste Öffentlichkeit in der Region sorgten. Der erfolgreiche Kaufmann, der mit dem Gelddenken brach und aus der Mongolei eine neue Nachdenklichkeit zurückbrachte. Der Familienmensch in Allensbach, der die schwierige Lebensform freier Künstler meisterte: mit der Malerin Elisabeth Kopriwa zusammen, die seine Frau geworden war, und mit sieben gemeinsamen Kindern, die seine literarische Ausdrucksform lebendig hielten.

Wüsten-Ski, Glas-Dias und Schreiben in Zeiten vor dem Computer

Das MÜHLENWEGMUSEUM bietet in fünf Räumen und im Eingangsbereich vielerlei Zugänge zu einer sehr erstaunlichen Persönlichkeit. Ein Medienmix aus Hörinstallationen, Textstellen, historischen Fotos und Dokumenten, mit Filmausschnitten aus der Gobi-Expedition und mit Originalbildern des Malers.

Einzigartige Erinnerungsstücke werden sichtbar: Die Ski, die der erfahrene Sportler in die Wüste Gobi mitnahm. Sein Notizbuch mit den ersten mongolischen Wörtern. Der Schreibtisch, an dem er ab 1949 sein Meisterwerk zu Ende schrieb. Und der schwere Holzkasten mit den Glas-Dias seiner Mongoleifotos, die er auf seinen Vortragsreisen mit sich führte.

Wer sich für die Kulturgeschichte des Bodenseeraums interessiert, bekommt Einzelheiten zur Vernetzung in der Region zu sehen: Mühlenwegs Freundschaft mit Otto Dix in Hemmenhofen, Julius Bissier in Hagnau und den Konstanzer Malern.

Anschaulich wird das Schreibhandwerk in der Epoche vor dem Computer am Beispiel seines Romans „In geheimer Mission durch die Wüste Gobi“. Von den Verbesserungen im Ur-Manuskript bis zu den Übersetzungen in acht Sprachen. Texte bleiben veränderbar, sogar über den Tod des Autors hinaus. Auch diese Einsicht wird in der Ausstellung vermittelt.

Eine lange Vorgeschichte und ihr glücklicher Ausgang

Mit der Eröffnung des MÜHLENWEGMUSEUMS Allensbach kommt eine Vorgeschichte zu ihrem Ende, die ins Jahr 2006 zurückgeht. Anlässlich der Allensbacher Ausstellung mit Bildern von Elisabeth und Fritz Mühlenweg, beschrieb damals der Libelle-Verleger Ekkehard Faude in der Eröffnungsrede Leben und Werk der Mühlenwegs an Hand von Räumen eines imaginären Museums.

Die Vorstellung einer realen Stätte für Begegnung und Werk des Autors und Malers, der die künstle- rische Hälfte seines Lebens in Allensbach verbracht hatte und der Wunsch, Bodenseekultur zugänglich zu machen, ließ Sabine Schürnbrand, die vielfältig engagierte Leiterin des Kultur- und Verkehrsbüros, nicht mehr los und auch in Bürgermeister Helmut Kennerknecht fand diese Idee einen Befürworter. Der Gemeinderat stimmte einhellig dem Vorhaben zu und sorgte in der Fortentwicklung für eine Aufstockung der Mittel.

Das Projekt fand zudem die Unterstützung des Landes Baden-Württemberg: Dr. Schmidt, der Leiter der Arbeitsstelle für literarische Museen des deutschen Literaturarchivs Marbach, nahm es in das in Deutschland einzigartige Programm von Literatur-Museen auf. Dadurch erhielt die Gemeinde einen Zuschuss. Zugleich kommt das MÜHLENWEGMUSEUM in einen größeren Kontext. Es ist dank dieser Förderung mit dem Wieland-Museum in Biberach, dem Hermann Hesse-Museum in Gaienhofen, dem Hebel-Museum in Hausen oder dem Schillerhaus in Marbach verbunden und Teil der literarischen Radwege des Literaturlandes Baden-Württemberg.

Idee trifft auf Raum

Als im Sommer 2009 im Allensbacher Bahnhof Räume frei wurden, ergab sich ein hervorragender Ort für ein eigenständiges Museum. Von diesem Bahnhof aus war Fritz Mühlenweg jeweils zu seinen Vortragsreisen aufgebrochen, die ihn ab 1950 in Kontakt mit mehr als dreißigtausend seiner begeisterten Leserinnen und Lesern brachten. Die räumliche Anbindung an das Kultur- und Verkehrsbüro ermöglicht eine Öffnung an bis zu sechs Tagen der Woche.

Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle den zahlreichen Unterstützern und Sponsoren, v.a. den Familien Mühlenweg, dem Kurator Ekkehard Faude, dem Deutschen Literaturarchiv Marbach sowie dem Franz-Michael-Felder-Archiv in Bregenz, in dem der Nachlass bewahrt wird. Mittels dieses engagierten Miteinanders konnte so die unverwechselbare Ausstellung und Attraktion der Bodenseekultur geschaffen werden.

Das Museum lebt

Von Anfang an wurde das Museum mit großer Resonanz angenommen. Das Gästebuch zeugt von begeisterten Einträgen, auch internationaler Besucher. Tageszeitungen, wie die Stuttgarter Nachrichten u.a. berichteten großformatig über Allensbach und das Museum.

Öffentliche und Sonderführungen sowie Veranstaltungen finden regelmäßig statt und stoßen auf große Nachfrage. Unter der Federführung des Kultur- und Verkehrsbüros erschien das Hörbuch „Mongolische Heimlichkeiten – Erzählungen aus der Wüste Gobi“. Es liest Patrick Blank, einer der profiliertesten Sprecher für TV-Dokumentationen, der auch der Hörstation im MÜHLENWEGMUSEUM seine Stimme lieh. Die Erzählungen verbindet musikalisch der Konstanzer Jazzprofessor und Musiker Bernd Konrad.

In Planung ist ein filmisches Dokument mit Zeitzeugen.

Kultur- und Verkehrsbüro Allensbach

Kontakt

MÜHLENWEGMUSEUM Allensbach

Konstanzer Str. 12
Im Bahnhof
78476 Allensbach 

Tel:  +49 (0) 7533 801 35
Fax: +49 (0) 7533 801 36

mma@allensbach.de

Öffnungszeiten

16. September bis 31. Mai

MO - FR: 9 - 12 & 14 - 17 Uhr

 

1. Juni bis 15. September

MO - FR: 9 -18 Uhr
SA: 10 - 13 Uhr